Geoff Keighley berichtet Wissenswertes rund um die The Game Awards 2021
Im Dezember versammelt sich die Videospielbranche für eine Nacht, um ihre jüngste Vergangenheit zu feiern, eine Vorschau auf ihre innovative Zukunft zu bieten, in Erfolgen zu schwelgen, bevorstehende Ereignisse anzudeuten, branchenfremde Prominente willkommen zu heißen und brancheninternen Prominenten zu Ruhm zu verhelfen.
Für diejenigen, die Videospiele spielen, machen, in sie investieren oder sie kritisieren, stellen die The Game Awards am 9. Dezember einen Abend lang eine Rückkehr zur Normalität dar – oder jedenfalls etwas, das der Normalität nahekommt.
Die nunmehr achten The Game Awards finden wieder als Live-Veranstaltung im Microsoft Theater in Los Angeles statt, nachdem sie letztes Jahr als reines Online-Event einen gigantischen Anstieg auf etwa 83 Millionen Zuschauer verzeichnen konnten, was nahezu eine Verdopplung darstellte.
Trotz dieses Riesenerfolgs ist der Gründer und Moderator der The Game Awards, Geoff Keighley, froh, wieder ins Microsoft Theater und zu einer stärker mit der Wirklichkeit verbundenen Show zurückzukehren.
In einem kürzlichen Interview sagte er: „Manche Leute meinten: ‚Das war doch wirklich gut letztes Jahr. Warum macht ihr das nicht einfach wieder, ladet alle auf Zoom ein und spart euch die Veranstaltung mit persönlicher Präsenz?‘ Ich glaube, dass wir letztes Jahr alle von dem Ergebnis begeistert waren, aber andererseits haben wir die Energie der Menschen vermisst, wenn sie ihre Preise in Empfang nehmen, ihre Reaktionen und das alles.“
Das soll aber nicht heißen, dass wir aus der rein virtuellen Veranstaltung im Jahr 2020 nichts gelernt hätten. Keighley fand, dass es letztes Jahr ohne einen Sitzplan für das Microsoft Theater und einen roten Teppich auf eine gewisse Weise auch etwas entspannter war.
Außerdem bestätigte das Publikum, so Keighley, dass es ihm vor allem um die Spiele geht.
„Natürlich sind Prominente, Musik und so weiter ein echtes Erlebnis, aber der zentrale Punkt sind einfach die Spiele“, sagte er. „Vor allem dieses Jahr gibt es eine Menge Inhalte, die 2022 und 2023 erscheinen werden. So viele Weltpremieren und Ankündigungen hatten wir wohl noch nie.
Letztes Jahr wurde sehr deutlich, dass es letztendlich die Spiele und Trailer sind, die die Show zu dem machen, was sie ist.“
Keighley erwartet, dass dieses Jahr auf der Show „auf die eine oder andere Art“ 40 bis 50 Spiele gezeigt werden. Er fügte hinzu, dass die Ankündigungen von neuen Spielen vermutlich im zweistelligen Bereich liegen werden.
Die Planung der Show kommt normalerweise während des Sommers richtig in Fahrt. Es war daher auch im Sommer 2020, als Keighley und das Team der The Game Awards beschlossen, das Event nur als virtuelle Show zu veranstalten.
In diesem Sommer entschieden sie, dass die Show wieder live stattfinden und ins Microsoft Theater in L.A. zurückkehren sollte. Es wird allerdings aus Sicherheitsgründen einige wichtige Unterschiede geben, so zum Beispiel Masken- und Impfungspflicht für das Publikum, das außerdem nur halb so groß sein wird.
„Und ehrlich gesagt, ist noch alles offen“, sagte er.
Er ist sich allerdings bereits sicher, dass die The Game Awards 2021 eine ausgewachsene Veranstaltung sein werden, d. h. mit einem Orchester auf der Bühne, besonderen prominenten Gästen, der Preisverleihung selbst und einer Menge neuer Spieleankündigungen.
Keighley hält die Pandemie für mitverantwortlich für die große Menge an Spielen dieses Jahr, denn zum einen hätten sich die Zeitpläne bei der Entwicklung von Spielen geändert und zum anderen gebe es weniger Gaming-Veranstaltungen, auf denen Videospiele vorgestellt werden könnten.
„Ich vermute, dass einige Entwickler wegen der Pandemie mit ihren Spielen hinterherhinken und dass vieles verschoben wird. Es gibt einfach viel Hin und Her. Daher profitieren wir davon, dass unsere Veranstaltung ziemlich groß und bekannt ist und dass man nicht hinfliegen muss, um sie zu sehen.
Was die Anzahl an Spielen angeht, die beworben werden, ist dieses Jahr definitiv viel los. Wir haben das Glück, dass so ziemlich alle Entwickler und Publisher etwas auf der Show zeigen wollen.“
Keighley konnte zwar keine Einzelheiten dazu angeben, was gezeigt wird – schon deshalb nicht, weil vieles noch in der Schwebe ist –, aber er bestätigte, dass verschiedene wirklich futuristische Produkte zu sehen sein würden.
„Mir kommt es noch immer so vor, als hätten wir erst ansatzweise ausprobiert, was mit der PS5 und der Xbox Series X möglich ist. Von daher vermute ich, dass wir auf der Show einige atemberaubende Dinge sehen werden. Wir werden Videos von Spielen sehen, die uns daran erinnern werden, dass diese Branche ihr Bestes erst noch zeigen wird.“
Die Preisverleihung an sich ist natürlich nach wie vor ein wichtiger Teil der The Game Awards.
„Ich glaube, dass dieses Jahr so einmalig ist, weil viele Dinge länger gedauert haben und verschoben wurden“, so Keighley. „Es gibt eine Menge große Spiele, aber es ist auch ein Jahr, in dem jeder irgendwie gewinnen kann. In Jahren, in denen es praktisch nur um die Konkurrenz zwischen Spielen wie God of War und Red Dead Redemption geht, sehnt man sich als Showproduzent nach dieser Vielfalt.
Es wird sehr spannend werden. Die Preisverleihung sollte etwa die Hälfte der Show ausmachen und die andere besteht aus Ankündigungen und Premieren.“
Sowohl bei diesen Premieren als auch bei der Preisverleihung könnte es bald auch etwas mehr traditionelle Unterhaltung geben. Keighley zufolge werden bei der diesjährigen Show definitiv mehr Trailer für Produktionen zu sehen sein, die keine Videospiele sind, aber direkt damit zu tun haben, wie z. B. Fernsehserien oder Filme, die auf einem Videospiel beruhen oder es nachempfinden.
Möglicherweise gibt es sogar einige neue Kategorien bei der Preisverleihung.
„Vielleicht erhalten die The Game Awards nächstes Jahr schon eine Kategorie für die beste Adaption“, vermutet er.
Das Publikum selbst wird wohl eine gute Auswahl der Spielebranche darstellen, denn viele erhoffen sich von der diesjährigen Preisverleihung die Möglichkeit, nach der pandemiebedingten Isolation wieder persönlich Kontakte zu pflegen.
„Ich freue mich sehr darüber, dass alle gerne bei der Show dabei sein und sich treffen wollen“, sagte Keighley. „Es ist tatsächlich das erste Mal seit zwei Jahren, dass die Branche sich treffen kann. Ich bin sicher, dass es ein besonderer Abend wird, und ich freue mich sehr darauf, die Leute wiederzusehen, denn auch ich habe mich wirklich abgeschottet. Ich bin in den letzten zwei Jahren nicht viel gereist, was schon etwas verrückt ist.“
Auch wenn sich die Show ständig weiterentwickeln wird, lässt Keighley durchblicken, dass sie kaum das rasante Tempo beibehalten kann, das sie seit ihrer Einführung gezeigt hat. Jedes Jahr nehmen die Zuschauerzahlen beträchtlich zu, oft im zweistelligen Bereich. Obwohl der Zuwachs im letzten Jahr von 45 auf 83 Millionen Zuschauern zwar gewaltig war, reicht er nicht an den von 2016 auf 2017 heran, als er mehr als 200 Prozent betrug.
Keighley zufolge ist dieses Wachstum auf Dauer nicht haltbar.
„Die 100-Millionen-Marke zu erreichen, wäre ein riesiger Erfolg, aber natürlich können sich die Zahlen nicht jedes Jahr verdoppeln“, meint er. „Das kann nicht immer so weiter gehen. Aber in Wirklichkeit denken wir nicht so sehr an die Zahlen. Wir machen einfach die bestmögliche Show.“
Die Expansionsmöglichkeiten für Keighley und die The Game Awards sind beschränkt. Die Show wird bereits fast überall gezeigt, darunter in China, Indien, Russland, Südostasien und Brasilien. Keighley sieht jedoch einen wichtigen potenziellen Ort für wachsende Zuschauerzahlen: das neue Metaversum.
Die The Game Awards können bereits mit Geräten wie Oculus und Spielen wie Core in einigen virtuellen Welten angeschaut werden, man fängt jedoch gerade erst an, zu verstehen, wie Zuschauer in virtuellen Welten am besten erreicht werden können.
„Wir sind sehr daran interessiert, zu erfahren, wie die Leute die Show im Metaversum ansehen“, meint er. „Wir beginnen damit, neue Möglichkeiten zu suchen, sie mithilfe von Spielen und Spieltechnologien zugänglich zu machen. Das ist ja wohl unsere nächste Plattform, oder? Da es in unserer Show um Videospiele geht, liegt es auf der Hand, sie nach Möglichkeit auch in Videospielen zu zeigen.
„Wir prüfen die Optionen für den Fortnite-Kreativmodus und was in Core möglich ist. Noch befindet sich das alles in den Anfängen, aber ich glaube, dass sich in fünf Jahren mehr Leute unsere Show in einer Art Echtzeit-3D-Umgebung ansehen bzw. daran teilnehmen, als über die herkömmlichen Videokanäle.“
Eines wird Keighley zufolge derzeit keine Rolle bei den The Game Awards spielen:
„Wir werden uns nicht an dieser NFT-Geschichte beteiligen“, meint er.
Die The Game Awards beginnen am Freitag, dem 10. Dezember 2021 um 02:00 Uhr MEZ und werden live aus dem Microsoft Theater in Los Angeles übertragen.