Hunger ist ein Extraction-RPG, das von Hunt: Showdown, Bloodborne und anderen inspiriert ist

30.6.2025
Von Toussaint Egan, Autor
Ein Gespenst geht um in Europa – das Gespenst des Hungers. Drei Jahre nachdem Good Fun Corporation (vormals Black Matter) seinen 2021 erschienenen WWII-Shooter Hell Let Loose dem Publisher Team17 überließ, ist das Studio wieder zurück. Sein neues Spiel will dem Genre der Extraction-Shooter mit einer einfallsreichen Mischung aus Erkundung, RPG-Mechaniken und brutalen Kämpfen einen neuen Impuls geben.

Hunger spielt im Europa zu Zeiten Napoleons. Eine Gruppe Überlebender kämpft, um einem apokalyptischen tollwutartigen Virus – dem titelgebenden Hunger – zu widerstehen, der sich über den gesamten Kontinent ausgebreitet hat. Ihr spielt als einer dieser sechs Überlebenden und müsst die Bewohner des Chateau gegen die vom „Hunger“ befallenen Horden verteidigen. Das Chateau ist vom realen Mont-Saint-Michel inspiriert und eines der letzten Bollwerke der Menschheit.

Im Auftrag der verschiedenen Fraktionen des Chateaus brecht ihr zu Expeditionen auf und sammelt Ressourcen, schmiedet neue Waffen und versucht, dem Ursprung der Seuche auf den Grund zu kommen, um die Menschheit von dieser abartigen Geißel zu befreien. Allein oder zu dritt wagt ihr euch im Kampf um Ruhm und das nackte Überleben hinaus in die Ruinen der einstigen Welt.
Vorschau auf Hunger – 1
„Die Viktorianische Epoche und die Renaissance üben schon seit längerer Zeit eine Faszination und eine Art gotischen Reiz auf mich aus – ich trage mich schon ziemlich lange mit diesem Gedanken“, erzählt Maximilian Rea, der CEO von Good Fun Corporation und Lead Developer von Hunger. „Das exzentrische Wesen dieser Zeit und die unscharfen Grenzen zu Folklore und Mythologie haben mich schon immer begeistert.“

Rea erläutert, dass die Erfahrung von Good Fun Corporation mit Hell Let Loose das Team dazu inspiriert hat, ein eigenes, originales Universum zu erschaffen. „Bei der Arbeit an Hell Let Loose haben wir versucht, ein witziges Spiel in einer historisch sehr akkuraten Verpackung zu entwickeln, wobei es viele Fans mit der historischen Genauigkeit und dem Realismus sehr genau nahmen“, so Rea.

„Der Schauplatz von Hunger – die napoleonische Epoche – ergab sich aus unserem gemeinsamen Interesse an Geschichte“, fährt Rea fort. „Aber dann kamen wir auf die Idee, dass wir als Entwickler und Kreative eigentlich unsere eigene Geschichte erfinden könnten, anstatt uns von den tatsächlichen historischen Ereignissen beschränken zu lassen.“

Auf die Frage nach der ursprünglichen Inspiration für das Universum und der Atmosphäre von Hunger nennt Rea eine sehr vielseitige Palette von Einflüssen, darunter der Roman Das Parfum von Patrick Süßkind, die Filme Der Kontrakt des Zeichners und Der Koch, der Dieb, seine Frau und ihr Liebhaber von Peter Greenaway und der Roman Hundert Jahre Einsamkeit von Gabriel García Márquez.
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„Es gibt so viele Werke, die um die Zeit Napoleons spielen und selbst ohne ihre fantastischen Elemente schon sehr exzentrisch sind“, sagt Rea. „Wir wissen wohl alle, dass die beste Fantasy und Science-Fiction ausgerechnet die ist, die sich an tatsächlicher Geschichte und Politik orientiert, denn das hilft uns, zu verstehen, wie sich die Figuren auf dem Schachbrett positionieren, und dann beobachten wir sie dabei, wie sie miteinander interagieren. Game of Thrones war ein gutes Beispiel dafür mit vielen Situationen, die in der Geschichte des Mittelalters tatsächlich so vorkamen und der Handlung der Serie ein starkes Gefühl von Authentizität verliehen.“

Damit hört der historische Einfluss jedoch nicht auf. Den Grafikstil von Hunger beschreibt Rea als „Renaissance-Gotik“. Er schöpft Inspiration sowohl von den Künstlern jener Zeit als auch von ihren kreativen Erben, um einen Stil zu erschaffen, der einerseits an die Epoche erinnert und andererseits dem Entwicklerteam viel Freiheit lässt.

„Caravaggio war schon immer einer meiner Lieblingskünstler“, sagt Rea. „Als Maler der Renaissance machte er das Chiaroscuro – die Verwendung von sehr dunklen Tönen, um unwichtige Teile der Szene zu verdrängen – und ebenso extreme Gewalt populär. Es gibt ein sehr berühmtes Gemälde von ihm, auf dem Judith Holofernes enthauptet.“ Rea nennt weiter englische Maler der viktorianischen Epoche wie John Everett Millais sowie niederländische Meister der Landschaftsmalerei als Einflüsse bei der Gestaltung der Charaktere und des Umweltdesigns von Hunger.

Nachdem sie Hell Let Loose hinter sich gelassen hatten, stellten sich Rea und sein Team die Frage, was sie als Nächstes in Angriff nehmen wollten. Naturgemäß zog es sie zu Extraction-Shootern, da sie mit dem Genre bestens vertraut waren.

„Wir haben sämtliche Extraction-Shooter gespielt, kleine und große“, sagt Rea. „Dabei haben uns weniger die Delta Force-Reihe oder DMZ-Modi inspiriert, sondern eher Spiele wie The Cycle: Frontier, Marauders, Hunt: Showdown und natürlich Escape from Tarkov, dem Ahnherr all dieser Spiele. Wir haben eine ganze Weile hin- und herüberlegt, wie wir unsere Leidenschaft für das Historische und Fantastische mit dem Spaß eines Extraction-Shooters verbinden könnten.“
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Das Spiel hat zwar alle Elemente, dennoch verstehen Rea und sein Team Hunger nicht als reinen Extraction-Shooter. „Die grobe Idee für Hunger war, dass es nicht vorwiegend ein Extraction-Shooter werden sollte, sondern genau wie Diablo nur das Spielprinzip verwendet, ohne sich selbst als Extraction-Spiel zu verstehen“, so Rea. „Im Grunde ist Hunger ein Mehrspieler-RPG in der Ego-Perspektive mit Fähigkeitenbäumen, einer Menge unterschiedlicher Waffen und haufenweise Beute – Ausrüstung, Geräte, Heilgegenstände, Herstellung und kosmetische Gegenstände –, das nicht auf ein lineares Format oder eine offen Welt baut, sondern das Exctraction-Prinzip verwendet.

Man könnte sagen, Hunger ist das, was man erhält, wenn man Hunt: Showdown, Bloodborne und Kingdom Come: Deliverance zu einem anspruchsvollen Horror-RPG kombiniert.

Für Rea ist diese Unterscheidung nicht nur wichtig, um zu verstehen, was Hunger ist und was es den Spielern bietet, sondern auch um das Extraction-Subgenre als Ganzes überhaupt verstehen zu können. „Für mich sind Extraction-Shooter wie eine Art Mehrspieler-Roguelike, weil man versucht, in einem scheinbar immer wieder gleichen Erlebnis vertikale Tiefe zu finden“, sagt Rea.

Als Beispiele gibt er Hades, Risk of Rain 2 und Slay the Spire an, Spiele, die der exakten Definition von Extraction-Spielen nicht unbedingt entsprechen, aber dennoch das gleiche Maß an Abwechslung und Ausdrucksfreiheit wie ein Extraction-Shooter bieten.

„Ich schätze, es war einfach die Idee, Leuten dieselbe Umgebung zu präsentieren und ihnen Möglichkeiten zu zeigen, immer wieder mit ihr zu interagieren und sie neu zu entdecken, anstatt mit einem Team von 700 Leuten ein gigantisches Open-World-Spiel zu machen“, sagt Rea.
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Good Fun Corporation plant, Hunger noch 2025 im Epic Games Store im Early Access zu veröffentlichen, und will dabei gleich mit einer ordentlichen Ladung spielbarer Inhalte aufwarten. Vorgesehen sind sechs spielbare Charaktere mit eigenen passiven, taktischen und ultimativen Fähigkeiten, die als Einstiegshilfe gedacht sind, bevor die Spieler dazu aufgefordert werden, selbständig ihren eigenen Spielstil zu verwirklichen.

„Wir versuchen, eine möglichst ungewöhnliche Gruppe von Archetypen der Epoche aufzustellen, die nur ungefähr eine Rolle erfüllen, ohne zu sehr auf sie fixiert zu sein“, sagt Rea. „Die verschiedenen passiven, taktischen und ultimativen Fähigkeiten lassen sich oft auch im Meisterschaftsbaum erreichen oder mit Gegenständen im Spiel wie Nahrung oder Tränken erhalten.“

Im Early Access von Hunger erwarten euch Hugo, ein einst französischer Adeliger und nihilistischer Aristokrat, Eva, eine Auftragskillerin und Diebin, die in den Pariser Armenvierteln aufgewachsen ist, Serene, die Überlebende eines Sklavenaufstands auf der Insel Santa Dominga, Marie, eine „Kriegernonne“ aus einem Zisterzienserkloster in unwegsamem Gebirge, Gabriel, ein Elite-Kavalleriesoldat Napoleons, der sich seiner adeligen Herkunft verpflichtet fühlt, und ein preußischer Söldner mit wechselndem Namen, dessen Spezialität, die Herstellung und Reparatur von Rüstungen, anderen Spielern zugute kommt.

„Ein wichtiger Punkt für uns ist, dass keiner dieser Charaktere rundum sympathisch ist“, sagt Rea. „Um hier zu überleben, muss man sehr stark, in gewissem Maß brutal und nicht zuletzt auch Soziopath sein. Fähig zu sein, alles zurückzulassen und das Weite zu suchen. Die Gruppe ist wirklich bunt zusammengewürfelt und wir haben uns große Mühe gegeben, allen eine glaubhafte Geschichte zu geben, wie sie der schrecklichen Plage entrinnen konnten. Wie bei wirklichen Menschen gibt es bei ihnen kein Schwarz oder Weiß und wir wollten möglichst viele verschiedene kulturelle Hintergründe einbeziehen.“

Die Gegner erhielten die gleiche Aufmerksamkeit beim Design und ihrem jeweiligen Hintergrund wie die Spielercharaktere von Hunger. Jeder ist auf seine eigene Art gefährlich. Zu den Feinden, den ihr im Spiel begegnet, zählen die Dregs (typische Zombie-ähnliche Gegner), der Shambler (ähnlich gefährlich wie ein vollständig gepanzerter Spieler mit einer riesigen, zerquetschten und mit Nägeln gespickten Hand), der Waif (der über den Boden krabbelt und nach euren Beinen schlägt, um Schaden zuzufügen), der Bloat (explodiert und verströmt Giftgas), der Drooler (schleudert mit seiner Zunge Projektile) und der Brute, ein riesiger Feind, der schweren Schaden verursacht.
Vorschau auf Hunger – 2
Diese sechs Gegner-Archetypen sind zum Start des Early Access von Hunger verfügbar, es sollen allerdings schon kurz danach weitere Arten von Hunger-Monstern und ebenso neue Fraktionen hinzukommen.

„Wir hoffen, dass es uns gelingt, die Spieler immer wieder zu überraschen, vielleicht zu erschrecken und herauszufordern“, sagt Rea. Ähnlich wie die anfänglichen sechs Spielercharaktere wird jeder der sechs verschiedenen Hunger-Gegner eine eigene Hintergrundgeschichte haben, um das Wesen der Seuche und den Preis, den sie von ihren Opfern fordert, zu illustrieren. „Es wird erst wirklich grausam, wenn man weiß, wer die Person früher war. Es fällt nicht mehr so leicht, eine Million Zombies niederzumähen, wenn jeder einen Namen, ein Alter, Hoffnungen und Träume hat. Plötzlich wirkt alles schrecklich anders. Wir halten das für sehr wichtig, um das ganze Grauen dieser Realität wirklich zu erfassen.“

Mit über 30 verfügbaren Waffen, einem attraktiven sozialen Zentrum und drei Karten (jeweils 1 km²) zum Start verspricht Hunger, bei RPG- und Extraction-Shooter-Fans ein großer Erfolg zu werden, wenn es später in diesem Jahr im Early Access erscheint. Bezüglich der Dauer der Early-Access-Phase geht Rea davon aus, dass Hunger nach der ersten Veröffentlichung etwa zwei Jahre benötigt, um zur Version 1.0 heranzureifen.

„Für das Ende des Early Access muss für uns ein sehr tiefgründiges, reichhaltiges und fesselndes Endgame vorhanden sein“, sagt Rea. „Das Spiel wird beim Start sowieso schon sehr umfangreich sein, aber für das Endgame wollen wir spezifische PvP-Erlebnisse und eine größere Vielfalt an PvE-Erlebnissen schaffen. Wir wollen eine große Anzahl von spielbaren Charakteren und außerdem wesentlich mehr Werkzeuge, Waffen und Karten haben.“

Hunger erscheint noch dieses Jahr im Epic Games Store im Early Access.