Bei Train Sim World 5 stecken Liebe und Begeisterung in den Details
In Train Sim World 5 habe ich gelernt, dass Lokomotiven keine Schlüssel haben, sondern einen Richtungswender – und dass es unheimlich Spaß macht, sie zu steuern.
Der Richtungswender bestimmt, ob der Zug vorwärts oder rückwärts oder in der Neutralstellung gar nicht fährt. Dabei handelt es sich um eine Metallstange, die man mitbringt und in das entsprechende Bedienungselement stecken muss, bevor sich der Zug bewegen kann. Wenn ein Zug an beiden Enden eine Lokomotive hat (zum einfacheren Richtungswechsel im Bahnhof), müsst ihr den Richtungswender von der einen Lokomotive entfernen und zur anderen mitnehmen.
Simulationen sind gerade wegen der Nachstellung dieser Details aus der realen Welt so attraktiv. Als jemand, der erst seit kurzem Train Sim World 5 verfallen ist, habe ich mit Matt Peddlesden, Executive Producer bei Dovetail Games, unterhalten. Ich wollte mehr darüber erfahren, wie das Team entscheidet, welche Aspekte des Lokführerlebens es in das veröffentlichte Spiel schaffen und warum einige lebensechte Details anfangs vielleicht sogar als Fehler eingeschätzt werden.
Wenn ihr glaubt, dass ihr Zugreisen mögt, habt ihr noch nicht die Leute kennengelernt, die anderen Enthusiasten (und Neueinsteigern) realistische Erlebnisse aus der Welt der Züge liefern sollen. Los geht's!
Ich kann mein Haus sehen!
„Ich schätze, der Hauptgrund, warum jemand das Spiel ausprobiert, wenn er sich nicht sowieso schon für Simulationen begeistert, ist, dass eine neue Veröffentlichung den Zug oder die Strecke enthält, die er kennt, und dass er neugierig ist, sein Zuhause in einem Videospiel zu sehen“, erklärt Peddlesden.
Wenn ihr erfahrt, dass euer Heimatort in einem Videospiel vorkommt, seid ihr sicher auch scharf darauf, ihn zu sehen, oder? Das Team hält Neugierde für den besten ersten Schritt, neue Spieler anzulocken. Neue Strecken ziehen Spieler an, die sich sonst eher nicht für Simulationen interessieren, während sich Fans von Simulationen neue Herausforderungen versprechen.
„Selbst wenn der Reiz, einen Zug über Schienen zu steuern, nicht sofort offensichtlich ist (wie, keine Lenkung?!), merkt man schnell, dass es viel Spaß machen kann und viel zu lernen gibt, wenn man erstmal im Führerstand ist und sieht, wie viel da los ist und was Lokführer eigentlich alles zu tun haben“, sagt Peddlesden.
Das Team von Dovetail Games weiß, dass eine umfassende Detailtreue wichtig ist, um jemanden, der in der virtuellen Nachbildung Platz genommen hat, auch dauerhaft zu begeistern. Wer von Zügen keine Ahnung hat, denkt wahrscheinlich, dass alle Lokomotive gleich sind, aber in Train Sim World 5 merkt man schnell, was einem bei der Steuerung und der Handhabung eines Zuges gefällt und was nicht – oder zumindest, was es für eine Gefühl ist, in den verschiedenen Lokomotiven zu sitzen.
Manche Lokomotiven bieten eine bessere Aussicht als andere. Manche verlangen ständige Aufmerksamkeit, während andere das Gefühl vermitteln, sie wollten eher selbständig und unbehelligt fahren. Diese spürbaren Unterschiede sind es, was Train Sim World für viele Spieler attraktiv macht. Bei manchen Spielen steckt der Teufel im Detail. Bei Train Sim World steckt die Persönlichkeit im Detail.
„Die Geräusche, die Optik, wie der Zug auf die Steuerung reagiert oder welche Bedienungselemente er hat – all das gibt ihm eine eigene Persönlichkeit“, erklärt Peddlesden. „Ganz gleich, ob es nun eine schnittige moderne Class 395 mit einem Kombihebel für Leistung und Bremse und Hochgeschwindigkeits-Look ist oder eine deutsche Schnellzuglok BR 103 mit ihrem charakteristischen Aussehen.“
Tatsächlich wecken Züge erst wirklich Interesse, wenn diese Details stimmen. Es ist die Art und Weise, wie alles zusammenpasst, die echte Fans dieser Züge und ihrer realistischen Nachbildungen so fasziniert.
„Die eindrückliche Natur dieser technischen Meisterleistungen ist es, die die Begeisterung für die Eisenbahn weckt, und genau das versuchen wir in unserer Zugsimulation zu verwirklichen“, sagt Peddlesden.
Die Tatsache, dass Train Sim World 5 auch für Leute entwickelt wird, die diese Züge aus ihrem realen Alltag oder sogar ihrem Beruf kennen, bedeutet, dass das Team auch auf Dinge achten muss, die für die meisten Spieler keine Rolle spielen, für einen kleinen Teil der Fangemeinde, der jedes Detail dieser Strecken kennt, aber unverzichtbar sind.
„Auf unserer ‚Southeastern High Speed‘-Strecke gibt irgendwo eine Hütte, die zum größten Teil im Boden versunken ist“, erklärt Peddlesden. „Unsere Tester haben sie als Fehler gemeldet. Spieler haben sich gewundert, warum dieser Fehler nicht behoben wird.“ Der Grund? „Wenn man die Strecke in der echten Welt abfährt, kann man diese versunkene Hütte genau dort finden“, sagt Peddlesden.
Das Team von Dovetail Games achtet sogar auf die kleinen Unterschiede auf jeder Strecke, von denen nur wenige wissen und die kaum jemand zur Kenntnis nimmt. „Wir modellieren alle Signale so realitätsgetreu wie möglich. Ich habe Bahnpersonal getroffen, das eine bestimmte Strecke sehr gut kennt und überrascht war, dass im Spiel Varianten des gleichen Signals vorkommen, die aus technischer Sicht völlig unnötig sind, aber eben den Signalen an den jeweiligen Stellen der Strecke entsprechen“, sagt Peddlesden.
Diese Detailverliebtheit betrifft sogar die Art und Weise, wie die Spieler im Spiel Informationen erhalten. „Bei unseren US-Strecken wie beispielsweise dem Add-on Northeast Corridor: Boston – Providence, simulieren wir sogenannte ‚Pulse Codes‘ auf der Strecke, die mit verschiedenen Frequenzen gesendet werden und Daten für die Führerstandsignale liefern“, führt Peddlesden aus. Das bedeutet, dass die Spieler die Informationen auf dieselbe Weise und zum selben Zeitpunkt erhalten, wie es im echten Zug und auf der echten Strecke der Fall wäre.
„Da wird nicht intern zwischen den Komponenten getrickst, um die Meldungen zu erzeugen. Wir platzieren ein Signal auf der Strecke, das dann von den Zugsystemen erfasst wird, wie es in der Realität der Fall wäre“, bestätigt Peddlesden.
Wie diese Details entstehen, hat keinen Einfluss auf die Spielmechanik. Ihr werdet Train Sim World 5 ihretwegen nicht unbedingt anders spielen. Und doch sind es genau diese Details, die das Spiel zu dem machen, was es ist. Worin liegt der Sinn einer Simulation der echten Welt, wenn nicht auch die seltsamen und absolut ortsspezifischen Details ihren Platz darin haben?
„Meine Lieblingsstrecke ist die „Southeastern High Speed“. Ich kenne ich sie persönlich und gleichzeitig bietet sie eine enorme Vielfalt an Regional-, Express-, Pendler- und Güterzügen – von gemütlichen Fahrten bis hin zu den schnellsten Reisen innerhalb von Großbritannien ist alles dabei“, sagt Peddlesden. „Wenn ich es etwas stressiger haben und mich selbst auf die Probe stellen will, geht es nach Deutschland auf eine vielbefahrene Strecke wie „Frankfurt – Fulda: Kinzigtalbahn“ oder „Nahverkehr Dresden – Riesa“ – zur Hauptverkehrszeit und mit allen Sicherheitssystemen. Sehr intensiv, aber wirklich amüsant und spannend!“
Sie machen es gut, weil sie alles richtig machen
Es sind diese kleinen Details und wie die Systeme funktionieren, was ich an Train Sim World 5 liebe. Anfangs hatte ich fast gar keine Ahnung von Zügen, entdeckte aber schnell, dass Züge zu steuern eine Lektion in Bewegungsdynamik ist. Ein Gefühl dafür zu bekommen, den Zug so sicher wie möglich auf der richtigen Geschwindigkeit zu halten, ist überraschend befriedigend.
Als ich langsam den Dreh raus hatte, wann und wie stark ich bremsen muss, um zur richtigen Zeit und am richtigen Ort zum Halt zu kommen, war das ein echtes Erfolgserlebnis. Es braucht seine Zeit, aber das Gefühl, wenn man lernt, wie man die Fracht oder die Fahrgäste pünktlich und sicher ohne Zwischenfälle an ihr Ziel bringt, ist einmalig. Peddlesden gab mir während unseres Gesprächs sogar einen Tipp, wie ich meine Fähigkeiten testen kann.
„Für einen Lokführer gibt es keinen härteren Test, als 14.000 Tonnen US-Güter über das steile Gefälle des Cajon-Passes nach San Bernardino zu befördern. Wenn man nicht höllisch aufpasst, kann es sehr ernst werden!“, sagt er über eine seiner Lieblingsherausforderungen.
Und hier zeigt sich ein weiterer Grund, warum die Train Sim World-Reihe so viel Spaß macht: Es gibt keine falsche Spielweise, ganz egal, was online behauptet wird. All diese Details sind in der Spielwelt akkurat nachgestellt, aber was ihr damit macht, liegt letztlich ganz bei euch. Wenn ihr dabei euren Spaß habt, ist das Team zufrieden.
„Letztendlich geht es darum, sich von niemandem vorschreiben zu lassen, was richtig oder falsch ist. Online-Communitys sind eine wunderbare Quelle für Ratschläge und Hilfe, aber die Meinungen werden oft hitzig und leidenschaftlich vertreten – die Eisenbahn-Community ist da keine Ausnahme“, fasst Peddlesden zusammen. „Kurz gesagt: Wenn es Spaß macht, ist es richtig.“
Alle an Bord! Steigt heute bei Train Sim World 5 im Epic Games Store ein.