Turbo Overkill ist eine in Neonlicht getauchte Hymne auf die Kettensäge
Ich komme sofort auf das herausragendste Merkmal von Turbo Overkill zu sprechen, weil es einfach absolut fantastisch ist! Ihr wisst selbst, dass Nahkampfwaffen in Ego-Shootern immer frustrierend sind, auch wenn sie auf den ersten Blick sehr cool wirken. Wie wäre es, wenn ihr für die dringend benötigte Gesundheit und Rüstung in DOOM Eternal die Imps nicht erst lange niederkämpfen müsstet, bis ihr sie mit einem Glory Kill erledigen könnt, sondern sie stattdessen einfach schnell mit einem Kettensägen-Slide überfahren könntet? Wenn das Musik in euren Ohren ist, dann ist Turbo Overkill euer Spiel.
Derzeit herrscht auf dem Markt kein Mangel an erstklassigen Boomer-Shootern (Retro-Shooter mit klassischer Ästhetik und komplexer, hektischer Action) und man erkennt gleich, woher Turbo Overkill seine Inspiration nimmt. Es kombiniert Mechanismen und Ideen, die die Fans des Genres (größtenteils) schon aus erfolgreichen Spielen wie den DOOM-Reboots, Dusk und vor allem dem epochalen Indie-Hit Ultrakill kennen. Allerdings liefert es eine so unglaublich intensive Mixtur aus präzisen Schussgefechten, übermächtigen Gegnern und frechem Unsinn, dass man es ohne Zögern jedem Shooter-Fan empfehlen kann.
In einer dem Untergang geweihten Cyberpunk-Stadt, die von einer durchgedrehten KI namens Syn kontrolliert wird, schlüpft ihr in die Rolle von Johnny Turbo (nein, nicht dieser Johnny Turbo), der als „Straßenreiniger“ angestellt wurde, um im Auftrag seiner Arbeitgeber mit dieser Bedrohung fertig zu werden. Turbo Overkill hält nicht hinter dem Berg damit, um welche Art von Spiel es sich handelt. Es drückt euch nicht nur eine, sondern gleich zwei Pistolen in die Hand, die tatsächlich nützlich sind und nicht nur, wie im originalen DOOM, einen Waffenslot verschwenden. Außerdem erhaltet ihr am Ende des ersten Levels die obligatorische Schrotflinte – wenn schon, denn schon.
Das eigentliche Leveldesign von Turbo Overkill glänzt mit einem ausgewogenen Verhältnis zwischen den altbekannten, mit Feinden vollgestopften Korridoren und offenen Bereichen und lässt euch gelegentlich die Wahl, auf welchem Weg ihr euch durch die neonbeleuchteten Straßen und Lagerhäuser ballern wollt. (Es gibt auch überall versteckte Sammelobjekte, die das Gameplay aber nicht allzu sehr beeinflussen.) Allerdings sind es das Waffenarsenal, die alternativen Feuermodi und die anpassbaren Aufsätze, bei denen Turbo Overkill sein ganzes Talent offenbart – und wo der Unterschied zu DOOM Eternal besonders deutlich wird.
Zu den Waffen gehört beispielsweise ein Scharfschützengewehr, das euch in schwächere Feinde hineinteleportiert und sie von innen heraus explodieren lässt, einen Raketenwerfer, der nach Unreal Tournament-Manier vier Schüsse stapeln und auf einmal abfeuern kann, und eine BFG-ähnliche Waffe, die ein Laser-Höllenfeuer vom Himmel herabregnen lässt. Und für jede dieser Waffen könnt ihr alternative Feuermodi und Upgrades freischalten, die ihre Eigenschaften verändern – zum Beispiel könnt ihr mit dem „Lock-on“ für die Pistole aus größerer Entfernung fünf einfache Feinde gleichzeitig erledigen. Hatte ich die Kettensägenarme schon erwähnt?
Ausgewogenheit und Raffinesse sucht ihr bei Turbo Overkill vergeblich – es kann sein, dass mir gewisse Feinheiten entgehen, aber ich fand die anfänglichen Power-ups am praktischsten, die mich für die Benutzung meiner Kettensägenbeine mit Gesundheit und Rüstung belohnten. Die Geschichte klingt zwar interessant, wird aber in ellenlangen Audioprotokollen vermittelt, in denen die Charaktere abwechselnd mit übertriebenen Akzenten Sprüche klopfen. Das passt zum Spiel, aber vermutlich werden viele Spieler sie ab einem bestimmten Punkt einfach überspringen.
Aber darum geht es ja auch nicht, oder? Um es mit den Worten von John Carmack auszudrücken: Ein Spiel wie Turbo Overkill spielt man nicht wegen der Story. Worum es wirklich geht, sind die Kettensägenbeine und -arme, die verrückten Waffen und die Unmengen von Cyberblut. Wenn euch diese Art von Spiel gefällt, dann ist Turbo Overkill ein Geheimtipp, der es wert ist, beachtet zu werden.
Turbo Overkill ist im Epic Games Store verfügbar.