Was macht ein AAA-Spiel zu einem AAA-Spiel?
Spiele sind nicht gleich Spiele – so lautet die kalte, bittere Realität in der Spieleindustrie. Viele Faktoren haben einen zentralen Einfluss darauf, wie sich ein Spiel anfühlt, spielt und aussieht: Budget, Größe des Teams und Risikobereitschaft.
Es gibt Kategorien wie „Indie“ und „AAA“, in die Spiele eingeteilt werden – doch was bedeuten diese Kategorien eigentlich? Spiele wie Grand Theft Auto 5 oder Madden NFL 24 gehören zwar zum AAA-Bereich, doch handelt es sich dabei um zwei sehr unterschiedliche Spiele, die sehr unterschiedliche Reaktionen bei den Spielern hervorgerufen haben. Wann zählt ein Spiel nicht zum AAA-Bereich? Wie eigenständig muss ein Indie-Spiel sein, um als „Indie“ zu gelten?
Die Einteilung von Spielen ist nicht immer ganz einfach. Hier erfahrt ihr alles, was ihr über die Unterschiede und die Rolle von AAA-Spielen in der Spielewelt wissen müsst.
Was ist ein AAA-Spiel?
James McWhirter, Senior Games Analyst bei Omdia, erläutert, dass bei AAA-Spielen die Entwicklungs- und Vermarktungskosten am höchsten ausfallen und vergleicht sie daher mit Blockbustern aus der Filmindustrie. Als Beispiel nennt er Cyberpunk 2077. Das Spiel hat in der Entwicklung schätzungsweise 174 Millionen Dollar verschlungen, wobei McWhirter davon ausgeht, dass die Marketingkosten für das Spiel noch deutlich höher liegen könnten.
Für McWhirter sind diese massiven Kosten der Grund dafür, dass es nur wenige AAA-Publisher gibt. Nur große Studios wie Activision Blizzard, Ubisoft, Square Enix und Warner Bros. Games sind in der Lage, Spiele in dieser Größenordnung zu entwickeln und zu vermarkten. Er weist zudem darauf hin, dass diese Publisher Eigentümer der meisten Entwicklungsstudios sind, mit denen sie arbeiten – und mitunter besitzen sie auch ihr geistiges Eigentum.
Bekannte Beispiele für AAA-Spiele sind Red Dead Redemption 2, The Last of Us und die Madden NFL-Spiele.
Aber „AAA“ ist nicht die einzige Einteilung. Neben der bekannten Bezeichnung „Indie“ gibt es noch weitere Kategorien, denen man vielleicht nicht so oft begegnet, zum Beispiel „III“ (Triple-I), „AA“ und sogar „AAAA“.
Indie-Spiele werden von sehr kleinen Entwicklerteams oder manchmal sogar von einer einzigen Person entwickelt. Hinter ihnen steht in der Regel kein besonders großes Budget, und oft handelt es sich um ambitionierte Projekte, aus denen etwas Größeres erwächst. Herausragende Beispiele für besonders beliebte Indie-Spiele sind Loop Hero und Celeste.
Rana Rahman, Gründer und CEO von Raptor PR, führt aus, dass Spiele, die von einem unabhängigen Studio entwickelt werden, manchmal generell als Indie-Spiele eingeordnet werden – dabei bedeutet die Tatsache, dass ein Spiel von einem Studio entwickelt wird, das nicht an einen Publisher oder ein anderes Entwicklerstudio gebunden ist, nicht automatisch, dass man es mit einem Indie-Spiel im allgemeinen Sinn zu tun hat.
Triple-I-Spiele sind von unabhängigen Geldgebern finanzierte Titel und dank eines erfahrenen Entwicklerteams bieten sie oft dieselbe hohe Produktionsqualität wie AAA-Spiele.
Und dann gibt es noch die AA-Spiele (oder Double-A-Spiele). Wie Rahman betont, werden diese Spiele in der Regel von Studios entwickelt, die nicht groß genug sind, um als AAA-Studios betrachtet zu werden, aber auch nicht klein genug, um als Indie-Studios durchzugehen. Hinter AA-Spielen stehen größere Budgets als hinter einem durchschnittlichen Indie-Spiel, doch die jeweiligen Studios geben nicht Hunderte von Millionen aus, wie es bei AAA-Spielen der Fall ist.
Die Vierfach-A-Kategorie stellt eine relativ neue Kategorie dar. Dahinter stehen Unternehmen wie Sony und Microsoft, die damit unterstreichen wollen, dass diese ausgewählten Spiele noch über das Niveau von AAA-Spielen hinausgehen. So bezeichnet zum Beispiel Ubisoft seinen kommenden Piraten-Titel Skull and Bones als AAAA-Titel. Der Begriff ist noch recht neu und hat sich in der Videospielbranche noch nicht wirklich durchgesetzt.
Wie AAA-Spiele die Branche beeinflussen
AAA-Spiele sorgen in vielfältiger Weise dafür, dass sich die Branche zu neuen Höchstleistungen angespornt fühlt – nämlich durch das Ausloten der Grenzen, was Grafik, Leistung und die Möglichkeiten von Spielkonsolen angeht. Sie werden von riesigen Teams mit umfangreichen Budgets entwickelt, die über die nötige Zeit und die Arbeitskräfte verfügen, um alle Details zu berücksichtigen, die ein großes Spiel ausmachen. Die Entwickler von Indie- und Triple-I-Spielen verfügen dagegen nicht über den gleichen Handlungsspielraum, sei es aufgrund von Budget- oder Ressourcenbeschränkungen.
Doch Indie-Spiele können Impulse für AAA-Spiele geben und sie zu mehr Kreativität anspornen. Natürlich versuchen auch AAA-Spieleentwickler hin und wieder, neue Wege zu beschreiten, wenn sie die Möglichkeit dazu haben. Da ihnen von ihren Mutterfirmen jedoch oft Grenzen gesetzt werden, sind sie weniger flexibel. Hat ein Indie-Entwickler jedoch erst einmal einen Ansatz erprobt, wird es für AAA-Entwickler einfacher, diesen Ansatz zu übernehmen.
Während also AAA-Spiele die Hardware-Möglichkeiten der Spieleindustrie vorantreiben, treiben Indie-Spiele und Triple-I-Spiele ihrerseits die kreative Seite der Branche mit derselben Kraft voran. Alle Arten von Spielen sind wichtig, um die Branche voranzubringen.
Die Zukunft von AAA-Spielen
Wenn Spiele sich stetig gegenseitig zu Verbesserungen anspornen, wohin mag dieser Weg AAA-Spiele führen?
Vor nicht allzu langer Zeit wurde darüber diskutiert, ob AAA-Spiele kurz vor dem Ende stünden. Nachdem Free-to-Play-Spiele enorme Umsatzzahlen einfuhren, munkelten einige, dass die Tage der AAA-Blockbuster-Spiele gezählt seien. Doch es waren einfach nur die üblichen Höhen und Tiefen der Branche.
Der Analyst James McWhirter erwartet, dass AAA-Spiele verstärkt auf Live-Service-Funktionen setzen und sich auf Updates mit umfangreichen Inhalten und regelmäßige Patches stützen werden – auch, weil die Produktion von AAA-Spielen so kostspielig ist und die Studios ihre Spiele so lange wie möglich relevant halten wollen. Dieser Trend ist bei Multiplayer-Spielen schon seit einiger Zeit zu beobachten, doch McWhirter zufolge wird er auch bei Einzelspieler-Spielen zunehmend wichtiger.
Die Zukunft lässt sich nicht vorhersagen, doch eins ist klar: Die verschiedenen Kategorien von Videospielen bestimmen gemeinsam den Erfolg der Spieleindustrie – unabhängig von ihrem Umfang.
AAA-Spiele sind vielleicht die Blockbuster der Videospielindustrie, doch es sind nicht die einzigen relevanten Spiele. Ihr Einfluss ist enorm (immerhin ist es fast unmöglich, über Spiele zu sprechen, ohne Titel wie The Witcher zu erwähnen) und doch machen Spiele von Indie-Studios genauso viel Spaß und sind manchmal sogar ausgefeilter als ihre AAA-Gegenstücke.
Kategorien helfen hauptsächlich dabei, die Videospielindustrie als Ganzes zu verstehen. Die Spieler sollten sie aber nicht als Maßstab dafür nehmen, was ein gutes Spiel ist und was nicht.